Chinesische Teppiche

Auch in China gibt es eine recht lange Tradition der Teppichherstellung. Sie hatte aber nie so einen großen Stellenwert wie beispielsweise in Persien. Das soll laut verschiedenen Historikern mehrere Gründe haben. Einmal war China kein herausragender Wollproduzent und verfügte somit nicht über riesige Rohstoffmengen, die es zu verarbeiten galt. Im Reich der Mitte herrschten Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus vor. Anders als im Islam spielt hier der Teppich keine tragende Rolle. Bei der Einrichtung der Wohnräume legte man außerdem eher gesteigerten Wert auf die Möbel und den Wandschmuck. Lackkunst, Malerei und Kalligraphie erlauben eine größere Vielfalt in der Gestaltung, als es bei der Teppichherstellung möglich ist.

Natürlich gab es auch im alten China Teppiche. Wer es sich leisten konnte, der stattete seine Wohnräume mit einem Kang, einer geheizten Ziegelplattform aus. Diese wurde von großen Teppichen bedeckt, auf denen die Familienangehörigen und die Gäste ruhten. Wahrscheinlich haben die Chinesen die Kunst des Teppichknüpfens von den Mongolen gelernt. Zur Zeit der für ihre zahlreichen Errungenschaften bekannten Ming-Dynastie (1368 bis 1644) gewann auch dieses Handwerk an Bedeutung. Die schönsten und prächtigsten Exemplare wurden aber während der anschließenden Ching-Dynastie geknüpft. Die ältesten erhaltenen chinesischen Teppiche stammen aus dem 18. Und 19. Jahrhundert. Bevorzugt stellte man florale und naturalistische Motive dar. Aber auch Drachen, buddhistische Symbole und Szenen aus der Mythologie waren sehr beliebt.

Mit der Kolonialisierung des Landes im 19. Jahrhundert verloren die entstandenen künstlerischen Traditionen schnell an Bedeutung. In China entstanden vor allem in Peking und Tientsin große Manufakturen unter englischer oder amerikanischer Regie. Man konzentrierte sich auf Massenproduktion und beschränkte sich auf das Nachknüpfen persischer Motive.